Helper’s High: Everybody’s Darling oder Selbstgefährdung?
Anderen Menschen zu helfen, macht glücklich und senkt unser Stresslevel. Für die Mitmenschen einzuspringen, setzt Glückshormone in unserem Gehirn frei, die das sogenannte Helper’s High erzeugen.
Durch Nettigkeiten und Hilfestellungen kann das Gehirn in einen Genusszustand, dem Helper’s High, gelangen.
Was ist das Helper’s High eigentlich?
Helper’s high beschreibt das euphorische Gefühl, wenn man anderen Menschen Gutes tut, wie z.B. Geld spenden. In solchen Situationen werden Endorphine freigesetzt und das Belohnungssystem unseres Gehirn wird aktiviert. Oxytocin, Serotonin und Dopamin – Hormone, die beim Helfen ausgeschüttet werden, –boosten unsere Laune und vermindern den Effekt des Stresshormons Kortisol, das beispielsweise bei Menschen mit einer Angststörung beinahe stetig im Blut zu finden ist.
Die Schattenseite der Guten Taten
Hinter scheinbar selbstlosen Motiven kann sich ein schmerzhafter Hunger nach Anerkennung verbergen. Wer viel für andere tut, genießt es, ein guter Mensch zu sein. Dies klingt verlockend, hat aber leider auf eine Kehrseite: So lässt sich ein schwacher Selbstwert stabilisieren. Nettigkeit wird zur Abwehrstrategie, um mit Wertlosigkeitsgefühlen klarzukommen. Wer bereits schon als Kind Verantwortung für die eigenen Eltern übernehmen musste, riskiert ein sogenanntes Helfersyndrom zu entwicklen. Wir sind nämlich dann gefährdet, wenn wir völlig im Dienen aufgehen, unser Privatleben und unsere Wünsche vernachlässigen und nicht mehr hinterfragen, ob unsere Hilfe überhaupt gebraucht wird.
Wer nur mit Nettigkeit nach Anerkennung sucht, läuft Gefahr, so stark im Helfen aufzugehen, dass kein Raum mehr für anderes bleibt. Die Helferei wird zwanghaft. Die Betroffenen fühlen sich überfordert und schaden sich selbst, indem sie ihre eigenen Bedürfnisse stetig ignorieren. Häufig kommt es zum Burnout.
Wie komme ich aus der Nettigkeitsfalle?
Psychologisch gesehen gibt es einige Tipps, die wir uns zu Herzen nehmen können, um unsere immer währende Nettigkeit und unser Helfersyndrom gegenüber anderen etwas zu bremsen, um uns selbst wieder mehr in den Vordergrund zu rücken:
- Beobachte Dich im Alltag: Läufst Du immer wieder gegen gläserne Wände? Gläserne Wände sind alte Schemata, die früher Schutz bedeutet haben und heute schädlich sein können, wie Sätze z.B. „Ich darf nicht nein sagen“ oder „Das macht man nicht“.
- Schreibe alle Glaubenssätze auf, die Dich daran hindern, Deine Bedürfnisse und Grenzen ernst zu nehmen. Falls Du Schwierigkeiten haben solltest, Deine Glaubenssätze zu finden, frage Freunde oder Deinen Partner. Die Menschen in Deinem nahen Umfeld kennen Deine typischen Sätze.
- Nehme Dir dann die Zeit, um klare Gegensätze zu formulieren wie z.B. „Es ist in Ordnung, wenn ich etwas nicht möchte“ oder „Ich respektiere meine Gefühle“.
- Hänge Dir die neuen, stärkenden Sätze als Post-it an den Spiegel oder programmiere Dir eine Erinnerungshilfe damit ins Handy. Die neuen Sätze entfalten ihre Wirkung nur, wenn Du sie immer wieder übst.
- Welche Form von Nettigkeit und Freundlichkeit möchtest Du behalten, weil sie zu Dir gehört? Und welche möchtest Du in Zukunft nicht mehr? Sei hier so konkret wie möglich.
- Entwickle Routinen und Regeln wie z.B. „Ich verabrede mich maximal einen Abend pro Woche“, oder: „Ich nehme nie mehr als drei Projekte parallel an“.
Die gute Nachricht: Es ist möglich, sich zu ändern. Die Umstellung ist meistens nur am Anfang schwer. Es ist Zeit, einfach mal ja zu sich selbst und nicht nur zu anderen sagen.
Haben Dir diese Tipps geholfen, für Dich selbst herauszufinden, wie du professioneller mit Deinen Grenzen umgehen kannst, um auch mal öfter Nein zu sagen? Oder benötigst Du hierbei noch ein wenig Übung? Unsere kompetenten Coaches unterstützen Dich gern dabei. Hier geht’s zur Terminvereinbarung.
Inspiriert durch Psychologie Heute
Verfasserin: Jessica Gräfe