Der Horn Effekt: Ist der erste (schlechte) Eindruck wahrhaftig bleibend?
Wohl jeder Mensch hat sich in seinem Leben schon mindestens einmal unfair behandelt gefühlt. Der Horn Effekt ist eine Art von kognitiver Voreingenommenheit, bei der unser Gesamteindruck von einer Person beeinflusst, wie wir uns fühlen und über ihren Charakter denken. Die (negative) Wahrnehmung eines einzelnen Merkmals kann sich darauf übertragen, wie Menschen andere Aspekte dieser Person wahrnehmen.
Auch Personaler und Vorgesetzten passiert dies. Dabei müssen sie es nicht einmal böse meinen, sondern ihr Gehirn spielt ihnen schlichtweg einen Streich. Wir möchten Dir deshalb heute verraten, was es mit dem Horn Effekt auf sich hat.
Was genau ist der Horn Effekt?
Das auch als „Teufelshörner-Effekt“ bezeichnete Phänomen beschreibt die Tendenz der unbewussten Verallgemeinerung des Eindrucks, welchen wir von einer Person gewonnen haben. Einfach ausgedrückt bedeutet das: Hat ein Mensch einen schlechten (ersten) Eindruck bei uns hinterlassen, schätzen wir ihn aufgrund dessen allgemein eher negativ ein – hinsichtlich seiner Persönlichkeit, seines Know-Hows usw.
Durch den Horn Effekt entsteht also eine Verzerrung der Wirklichkeit, die sich im Berufsleben in subjektiven und als unfair empfundenen Leistungsbeurteilungen widerspiegeln kann.
Das menschliche Gehirn neigt gern dazu, ein bei seinem Gegenüber wahrgenommenes Defizit zu verallgemeinern und dessen Kompetenz auch in anderen Bereichen anschließend schlechter einzuschätzen. Nur wer den Horn Effekt kennt, kann diesen hingegen bei sich selbst sowie im Außen wahrnehmen und aktiv dagegen vorgehen.
Ein falsches Wort kann ausreichend sein
Menschen sind tendenziell nachtragend und vergessen nur langsam ein falsches Wort oder ein in ihren Augen falsches Verhalten. Eine falsche Bemerkung kann ausreichen und Du bist bei Deinem Gegenüber für immer – oder für eine sehr lange Zeit – unten durch. Triffst du also im Job zum Beispiel auf den Personaler und sagst etwas, das er subjektiv als „nicht angemessen“ empfindet, wird er dich fortan solange für „dumm“ halten, bis du ihm das Gegenteil bewiesen hast. Und das kann sehr schwierig werden.
Dass der erste Eindruck bleibend ist, wie so häufig behauptet wird, scheint nicht nur zu stimmen sondern ist über den Horn Effekt auch noch lange wirkend. Gerade im Job stufen Experten den Wahrnehmungsfehler deshalb als gefährlich ein, schließlich kann er Karrieren ruinieren. Aber wie heißt es so schön? Irren ist menschlich!
Fällst Du auf den Horn Effekt herein?
Bevor Du nun gegen Kollegen oder Vorgesetzte wetterst und ihnen den Horn Effekt unterstellst, solltest du erst einmal einen ehrlichen Blick auf dich selbst werfen. Frage dich daher, ob es bei Deinen privaten oder beruflichen Kontakten jemanden gibt, bei dem Du
- jede Aussage kritisch hinterfragst,
- alles, was er sagt oder tut, negativ bewertest,
- seit Anfang an „einen schlechten Eindruck“ hattest,
- Defizite oder negative Eigenschaften ohne objektive Anhaltspunkte unterstellst,
- jedes Wort auf die Goldwaage legst und selbst neutrale Aussagen tendenziell negativ auffasst,
- Dir nie ein eigenes Urteil gebildet, sondern stets auf das Getratsche Dritter verlassen hast?
Je achtsamer Du diesbezüglich bist und umso häufiger Du Deine Überzeugungen hinterfragst, desto besser wirst Du in Zukunft den Horn Effekt durchschauen und vermeiden. Und wenn Du dich wieder einmal ungerecht behandelt fühlst, z.B. im Rahmen einer Leistungsbeurteilung, nutze Dein neu gewonnenes Wissen, nehme den Horn Effekt nicht persönlich, sondern wandle ihn durch aktives Selbstmarketing um.
Haben Dir diese Tipps geholfen, für Dich selbst herauszufinden, wie du professioneller mit Deinen Mitmenschen und bestimmten Situationen umgehen kannst? Oder benötigst Du hierbei noch ein wenig Übung? Unsere kompetenten Coaches unterstützen Dich gern dabei. Hier geht’s zur Terminvereinbarung.
Inspiriert durch: @XING
Verfasserin: Jessica Gräfe