Kognitive Dissonanz: Unbewusst gegensätzlich handeln
Hast Du Dich schon mal gefragt, warum Du Deine kostbare Zeit in einer (womöglich kostenpflichtigen) Warteschleife einer Hotline verbringst und es so schwierig ist aufzulegen? Wir lernen sehr früh, dass Rauchen ungesund ist – und dennoch hängen viele von uns am Glimmstängel. Wir wissen, wie gesunde Ernährung funktioniert, dass Sport uns fit und gesund hält, finden uns abends dann aber doch Chips essend auf dem Sofa liegend wieder. Die Antwort hierfür ist: kognitive Dissonanz. Doch was ist das?
Wie entsteht Kognitive Dissonanz?
Der Begriff kommt aus der Sozialpsychologie und beschreibt einen unangenehmen Gefühlszustand, der durch sich widersprechende Wahrnehmungen ausgelöst wird. Konkret können das nicht miteinander vereinbare Gefühle, Gedanken, Absichten oder Bedürfnisse sein. Wenn wir zum Beispiel abnehmen und gleichzeitig alles essen, was wir möchten, dann entsteht kognitive Dissonanz.
Der Gefühlszustand einer kognitiven Dissonanz lässt sich oft an dem Satzteil „Ja, aber…“ erkennen. Man stimmt zu, findet aber dennoch – meist reflexartig – Widerworte. Der auslösende Prozess spielt sich oft innerhalb weniger Sekunden im Unterbewusstsein ab. Wir verteidigen unsere Ansichten und Verhaltensweisen dann umso mehr, je stärker wir davon überzeugt sind. Selbst wenn wir bereits festgestellt haben, dass es wenig Sinn ergibt. In stark ausgeprägten Fällen kann das Ganze sogar in einer Depression oder anderen psychischen Symptomen münden.
Kognitive Dissonanz überwinden
Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, die kognitive Dissonanz zu überwinden, ohne uns selbst zu betrügen. Die eigene Überzeugung muss dafür nur ganz bewusst hinterfragt und angepasst – und der eigene Stolz für einen Moment überwunden werden. Solange das nicht passiert, bleiben der innere Widerspruch und das mulmige Gefühl bestehen. Kritikfähigkeit und Selbstdisziplin spielen bei der Überwindung selbstverständlich eine ganz entscheidende Rolle.
Folgende Tipps können hierbei hilfreich sein:
Selektive Wahrnehmung: Mit dieser Strategie reagieren wir oft, wenn wir auf kognitive Dissonanz stoßen. In diesem Fall versuchen wir die eigene Wahrnehmung so zu verändern und zu verzerren, wie wir es wollen. Informationen, die nicht zu unserer Weltanschauung passen, werden einfach ignoriert oder ausgeblendet. Auch das Abwerten von anderen Meinungen kann hierbei häufig auftreten. So erhalten wir uns ein positives Selbstbild. Natürlich ist diese Strategie nicht unbedingt sinnvoll, da hier die Realität nur verdrängt wird. In Wirklichkeit haben wir nur ausgeblendet, was uns nicht gefällt. Trotzdem ist sie insofern sinnvoll, da das Gefühl der kognitiven Dissonanz verringert wird.
- Hör auf, Dich zu vergleichen. Oft sind die scheinbar perfekten Momente der anderen Social Media-Nutzer sorgfältig für die Kamera inszeniert. Mit echten Erlebnissen haben sie oft nichts zu tun. Gleiches gilt übrigens für die makellosen, schlanken und sportlichen Körper, die Du vielleicht manchmal neidvoll betrachtest.
Selektive Beschaffung:Mit der selektiven Beschaffung gehen wir sogar noch einen Schritt weiter. Hierbei befinden wir uns in einer Art Blase, in der wir überhaupt nicht zulassen, dass uns ungewollte Informationen oder Fakten erreichen. Dies können wir zum Beispiel erzielen, indem wir gewisse Medien vermeiden oder mit andere Personen nicht über gewisse Themen sprechen.
Verhaltensänderung: Die beste Reaktion ist ein reflektiertes Verhalten. Allerdings ist dieses auch mit Abstand das schwierigste Handeln, da es auch Kritik an den eigenen Entscheidungen und Handlungen beinhaltet und es nötig ist, sich selbst und auch anderen die eigenen Fehler einzugestehen.
Das ist natürlich nicht einfach und erfordert einiges an Selbstüberwindung, wenn es aber funktioniert, können wir ohne jegliche Verzerrungen oder Rechtfertigungen das unangenehme Gefühl in uns reduzieren. Wenn Du zu Beispiel im Job die Deadline nicht erreicht hast, frage Dich, warum es dazu gekommen ist. Vielleicht hast Du den Aufwand falsch eingeschätzt oder Dich selbst tatsächlich überschätzt. Wenn Du daraus lernst, kannst Du für die nächsten Projekte einen realistischeren Zeitrahmen einschätzen.
Letztlich gilt es, dass wir uns stets selbst kritisch hinterfragen: Warum erlaube ich mir mein eigenes Glück nicht? Was möchte ich für ein Leben führen und warum tue ich, was ich tue? Denn nur wenn wir wissen, was wir wirklich wollen, wissen wir auch, in welche Richtung wir gehen müssen, um mit uns selbst mehr im Reinen zu sein.
Benötigst Du noch etwas mehr Unterstützung, um herauszufinden wie Du selbst die Kognitive Dissonanz überwinden kannst? Unsere Coaches helfen Dir gern weiter. Hier geht’s zur Terminvereinbarung.
Verfasserin: Jessica Gräfe