Sowas von unperfekt. Über die Macht der Verletzlichkeit
In den letzten Monaten lief vieles anders. Unser Leben wurde quasi auf den Kopf gestellt. Wir hatten Angst vor dem was kommt und wie alles werden wird. Die Pandemie hat uns wie eine riesige Welle überrollt und wir mussten mitschwimmen. Dabei entstanden Gefühle von Angst, Hilflosigkeit, Panik und Traurigkeit. Es gab viele schlechte Tage. Darüber haben wir fast täglich miteinander gesprochen und uns ausgetauscht. Das sollten wir - nach Ende der Pandemie - auch weiterhin tun.
Ehrlich und authentisch zu sein, das macht uns verwundbar
Unglücklich ist unglücklich. Dagegen hilft nur, sich anderen mitzuteilen. Jedoch schirmen wir uns gerne von unserer eigenen Verletzlichkeit ab. Wir leben in einer schnelllebigen Gesellschaft, die alles für kontrollierbar und machbar hält. Schwäche zeigen wurde uns dadurch abtrainiert. Tränen, Kummer oder Verzweiflung werden häufig mit Schwäche assoziiert. Wer alles unter Kontrolle hat, stressresistent ist und seine Emotionen nicht oder nur selten zeigt, wird hingegen als stark betrachtet.
Jedoch hat uns aktuell die Corona-Pandemie mental stark belastet. Wir sollten lernen, Tabus zu brechen und frei über unsere Gefühle zu sprechen. Denken wir an einen Vulkan: Von außen sieht man nichts, aber im Inneren baut sich immer mehr Druck auf - bei Menschen häufig in Form von Angst, Wut oder Kummer. Wenn man nie Dampf ablässt, also nie seine Verletzlichkeit zeigt, entweicht sie irgendwann explosionsartig. Denn durch das ständige Verdrängen negativer Gedanken entstehen über die Zeit Ängste, die immer größer werden und uns irgendwann dauerhaft belasten.
Verletzlichkeit ist die Bereitschaft, aufrichtig zu uns selbst zu sein
Wir sollten uns öfter offen eingestehen, dass wir mit einer aktuellen Situation gerade zu kämpfen haben und uns somit trauen ehrlich zu sagen, wie wir uns fühlen. Das Risiko, das wir damit eingehen, kann mit schmerzhafter Zurückweisung beantwortet werden. Oder aber mit wachsender Verbundenheit. Denn das Gesetz naher Beziehungen ist einfach: Je offener wir miteinander sind, umso mehr berühren wir einander innerlich. Auch sollte es uns nicht peinlich sein zu weinen sowie auf die Frage „Wie gehts es dir“ nicht mehr reflexartig mit „Ganz gut“ zu antworten.
Um zu lernen frei und offen über unsere Gefühle sprechen zu können, gibt es ein paar Tipps. Wenn man sich nur im eigenen Kopf mit seinen Ängsten beschäftigt, fehlt das Verständnis, dass es anderen ähnlich gehen könnte. Daher tut ein Austausch mit Freunden supergut. Solche Gespräche erleichtern und befreien ungemein. Auch die eigene Verletzlichkeit kennen zu lernen und zu akzeptieren, lässt es zu, dass wir diese für uns als Stärke entdecken. Positive Gedanken an einem schlechten Tag füttern unser Selbstwertgefühl sowie die Liebe zu uns selbst. Wir könnten uns selbst mehr Komplimente machen, sowohl für unsere Schwächen als auch für unsere Stärken.
Verletzlichkeit bringt Ehrlichkeit und Hingabe für uns selbst und auch für die Menschen um uns herum mit sich. Verletzlich zu leben bedeutet also, die sichere Komfortzone unserer Psyche zu verlassen, in der wir uns hinter unserem bewährten Alltagsgesicht verbergen. Es bedeutet, die innere Grenze zu überschreiten, an der Ängstlichkeit und Schamgefühle uns stoppen wollen.
Dich zu entdecken und deine Verletzlichkeit kennen zu lernen, ist eine große aber unabdingbare Aufgabe. Wenn es allein noch nicht gelingt, begleiten wir Dich gern auf diesem wundervollen Weg. Vereinbare deinen Termin hier.
Verfasser: Jessica Gräfe 10/21
Quelle: @FLOW