Wege aus der Arbeitssucht: Ein Weg zu einem ausgewogeneren Leben
In unserer modernen Gesellschaft wird Arbeit oft hoch geschätzt und idealisiert. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass wir in unserem Streben nach Erfolg und Anerkennung in der Arbeitswelt unsere persönlichen Grenzen überschreiten und in die Falle der Arbeitssucht geraten.
Arbeitssucht, auch bekannt als Workaholismus oder Verhaltensexzess, ist ein ernsthaftes Problem, das nicht nur unsere physische und psychische Gesundheit beeinträchtigen kann, sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen und die Lebensqualität insgesamt belasten kann.
Wie entsteht Arbeitssucht?
Auf psychologischer Ebene entsteht Arbeitssucht aus einer Vielzahl von Faktoren und kann sowohl persönliche als auch berufliche Ursachen haben. Hier sind einige der wichtigsten psychologischen Mechanismen, die zur Entwicklung von Arbeitssucht beitragen können:
Perfektionismus: Wir haben hohe Ansprüche an uns selbst und streben ständig nach Perfektion. Wir setzen uns deshalb meist unrealistische Ziele und sind nie mit unseren Leistungen zufrieden, was dazu führt, dass wir immer mehr arbeiten, um unsere eigenen Standards zu erfüllen und möglichst Kotrolle über alles haben, um uns damit nicht angreifbar machen.
Angst vor Versagen: Die Angst vor Versagen oder Ablehnung kann uns dazu treiben, uns unermüdlich in unserer Arbeit zu engagieren, um Anerkennung und Bestätigung zu erhalten. Wir können Schwierigkeiten haben, Grenzen zu setzen, aus Angst, dass unsere Leistung oder unser Status beeinträchtigt wird und wir uns dann als weniger wert erachten.
Selbstwertgefühl: Arbeitssucht kann auch mit einem niedrigen Selbstwertgefühl einhergehen. Arbeit wird oft als Mittel zur Bestätigung des eigenen Wertes gesehen. Wir können unsere Selbstachtung stark mit unseren beruflichen Leistungen verknüpfen und fühlen uns nur dann wertvoll, wenn wir hart arbeiten und erfolgreich sind.
Flucht vor Problemen: Für viele von uns kann die Arbeit ein Mittel sein, um vor persönlichen Problemen, Beziehungskonflikten oder anderen unangenehmen Gefühlen zu fliehen. Indem wir uns in unsere Arbeit vertiefen, können wir vorübergehend unsere Sorgen vergessen und ein Gefühl der Kontrolle über unser Leben gewinnen.
Belohnungssystem im Gehirn: Bei manchen von uns kann sich eine regelmäßige Arbeit zu einer Art Belohnung entwickeln, da sie positive neurochemische Reaktionen im Gehirn auslöst. Dadurch entsteht eine Art Suchtverhalten, bei dem wir immer mehr arbeiten, um dieses angenehme Gefühl zu erleben.
Externe Anreize und Druck: Der Druck von außen, sei es von Vorgesetzten, Kolleg*innen oder der Gesellschaft im Allgemeinen, kann ebenfalls zur Arbeitssucht beitragen. Erfolgsorientierte Arbeitsumgebungen, die Überstunden belohnen oder Überarbeitung als Normalität betrachten, können dazu führen, dass wir uns ständig dazu verpflichten, mehr zu arbeiten, um den Erwartungen gerecht zu werden.
Wie wir uns aus der Arbeitssucht befreien können
Doch wie findet man tatsächlich einen Ausweg aus dieser gefährlichen Abwärtsspirale? Hier sind einige wirksame Wege, um Arbeitssucht zu überwinden und ein ausgewogeneres Leben zu führen:
Selbstreflexion und Akzeptanz: Der erste Schritt besteht darin, Dich selbst ehrlich zu betrachten und die Tatsache anzuerkennen, dass Du möglicherweise ein Problem mit Arbeitssucht hast. Dies erfordert oft Mut und die Bereitschaft, sich den eigenen Ängsten und Unsicherheiten zu stellen.
Klare Grenzen setzen: Definiere klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Lege Arbeitszeiten fest und halte Dich konsequent daran. Reserviere auch Zeit für Dich selbst, Familie und Freunde, ohne dass Arbeit ständig im Hintergrund präsent ist.
Prioritäten setzen: Überlege, was wirklich wichtig ist im Leben. Gesundheit, Beziehungen und persönliche Erfüllung sollten genauso viel Wert haben wie beruflicher Erfolg. Lerne stets, Deine Prioritäten entsprechend anzupassen.
Entwickle gesunde Bewältigungsmechanismen: Anstatt Dich ausschließlich auf die Arbeit zu stürzen, um Stress abzubauen, suche nach gesunden Bewältigungsmechanismen wie Sport, Meditation, Hobbys oder soziale Aktivitäten, die Dir helfen können, Stress abzubauen und Deine Batterien wieder aufzuladen.
Suche Dir professionelle Hilfe: Es ist wichtig zu erkennen, dass Arbeitssucht eine ernsthafte Suchterkrankung sein kann, die professionelle Hilfe erfordert. Ein Therapeut oder Berater kann Dir dabei helfen, die zugrunde liegenden Ursachen Deiner Arbeitssucht zu verstehen und gesunde Strategien zur Bewältigung zu entwickeln.
Kommunikation und Unterstützung: Sprich offen mit Deinem Vorgesetzten, Kollegen oder Vertrauten über Deine Herausforderungen und Bedürfnisse. Oft können sie Unterstützung und Verständnis bieten, um Dir dabei zu helfen, einen gesünderen Umgang mit der Arbeit zu finden.
Es ist wichtig zu betonen, dass der Weg aus der Arbeitssucht nicht einfach ist und viel Zeit erfordert. Es geht darum, ein Gleichgewicht zwischen beruflichem Engagement und persönlichem Wohlbefinden zu finden.
Indem Du Dich selbst reflektierst, klare Grenzen und Prioritäten setzt, gesunde Bewältigungsmechanismen entwickelst, professionelle Hilfe suchst und Unterstützung erhältst, kannst Du Schritt für Schritt Deinen Weg zu einem ausgewogeneren und erfüllteren Leben finden. Denke daran, dass es keine Schande ist, Hilfe zu suchen und dass Veränderungen nur möglich sind, wenn man den Mut hat, den ersten Schritt zu gehen.
Benötigst Du etwas mehr Unterstützung, weil Du selbst in einer Arbeitssucht gefangen bist? Unsere Coaches helfen Dir gern weiter. Hier geht’s zur Terminvereinbarung.
Verfasserin: Jessica Gräfe